/8 Perspektiven 05.23 / Betrieb & Technik Digitale Hilfsarbeiter könnten manche Tischlereien entlasten Kollege Roboter ist heute an der Kreissäge Sie kennen keinen Feierabend, werden nicht müde, brauchen keine Pausen, verlangen keine Gehaltserhöhung und sie machen auch keine Fehler: „Robo- ter haben das Potenzial, zumindest in Teilbereichen, menschliche Arbeits- kraft zu ersetzen, auch in manchen Tischlereien“, glaubt Fabian Schnabel von Tischler NRW nach einer Präsen- tation von Universal Robots im Juni. Der Berater, der für die Digitalisierung zu- ständig ist, hatte Tim Wallstein von Mül- ler Maschinentechnik, die den sogenannten Cobot in NRW vertreiben, und Jan Winter von Universal Robots in das Haus des Tisch- lerhandwerks in Dortmund eingeladen. s t o b o R l a s r e v i n U : d l i B Trainieren statt programmieren Alles, was ich als Mensch mit meinen Ar- men machen kann, könne der Cobot, sagt Jan Winter. Immer dann, wenn sich Arbeits- schritte bei Produktionsprozessen wieder- holen, kann er dem Menschen direkt am Arbeitsplatz Aufgaben abnehmen – und das nicht nur in der Industrie, sondern auch in kleinen und mittelständischen Unterneh- men. Anders als Industrieroboter, die einmal programmiert, fest installiert und in einen Käfig gesperrt werden müssen, sodass sie niemanden gefährden können, seien Cobots flexibel: „Man kann sie sehr schnell einrich- ten und umrüsten“, erklärt Jan Winter. Was den digitalen Hilfsarbeiter vor allem so vielseitig im Einsatz macht, ist die einfache Programmierung. Im Prinzip reicht eine ein- tägige Schulung, um den Roboter per Teach- in-Programmierung trainieren zu können. Um einen neuen Bewegungsablauf zu er- lernen, muss man dem Automaten „zeigen”, was er zu tun hat. Das geschieht, indem die Trainerin oder der Trainer jede Bewegung vollzieht und einzeln abspeichert. Einmal erlernte Bewegungsabläufe können jederzeit aktiviert und deaktiviert werden. „Gerade im Holzbereich kommen viele auf uns zu“, berichtet Jan Winter. „Wir wol- len die Automatisierung jedem zugänglich machen.“ Der Einsatz eines Roboters könnte sich vor allem für Tischlereien lohnen, die Produkte in Kleinserien herstellen. Videos Wie das Tiroler Holzhandwerks- unternehmen Hussl den Roboter bei der Stuhlproduktion einsetzt, zeigt ein Youtube-Video. Dieses und weitere Beispiele finden sich unter den Suchbegriffen „Uni- versal Robots “ und „Holz “. W R N r e l h c s i T : d l i B Jan Winter präsentierte die kleinste Version des Cobots dem Tischler- NRW-Team in Dortmund. auf Youtube zeigen den Cobot in Aktion: Der einarmige Automat schleift präzise Türen, poliert eine Gitarre, stapelt Hölzer, sortiert sie, be- und entlädt Werkstoffe. Der Roboter kann aber auch eine Fräse bedienen, Leisten durch eine Kreissäge schieben, die Produkt- qualität überprüfen und vieles mehr. Sofortiger Stopp Der Cobot, den Jan Winter und Tim Wall- stein dabei hatten, kann lediglich drei Ki- logramm heben – viel zu wenig für eine Tischlerei. Es ist das kleinste Modell der Firma, nach oben ist die Skala offen. Tisch- lereien benötigen außerdem die passenden Peripheriegeräte wie Kameras und Licht- schranken. Letztere stoppt sofort den Ro- boter, wenn z. B. eine Hand sie durchbricht. Außerdem benötigt der Cobot die passen- den Werkzeuge, die von renommierten Her- stellern geliefert werden – wie Schleifaufsät- ze oder Vakuumheber. Wieviel ein Betrieb mit allem Drumherum investieren muss, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Jan Winter kann und möchte sich da nicht festlegen: „Das können 60.000, aber auch 120.000 Euro sein.“ Alternativ kann der Ro- boter auch geleast werden. Fördergelder nutzen Denkt ein Betrieb ernsthaft an eine Inves- tition, dann kommen die Experten in die Werkstatt und überprüfen, wie der digitale Kollege dort eingesetzt werden könnte. Der Bedarf wird ermittelt und es wird errechnet, wann sich die Investition amortisiert. Stellt sich heraus, dass sich die Anschaffung nicht lohnen würde, fallen für den Betrieb keine Kosten an. Sind die notwendigen Kriterien erfüllt, könnten außerdem Fördergelder aus den regionalen Wirtschaftsförderprogram- men beantragt werden, sagt Fabian Schna- bel: „Das kann die Hälfte der Investition ausmachen.“ Der Berater wird noch weiter ausloten, für welche Tischlereien der digita- le Helfer infrage kommt und gemeinsam mit dem Tischler-NRW-Team einen Plan er- arbeiten, sodass auch interessierte Innungs- betriebe den Roboter live erleben können. (dieck) www.universal-robots.com